Musik öffnet die Herzen

In unserer Tagesstätte hat sich in der letzten Zeit ein hoch geschätztes Angebot zu einem besonders wirksamen Mittel im vielfältigen Angebot entwickelt: Die Musikeinheiten, die MMag. Urszula Ghoshal in der Tagesstätte Semperstraße standortübergreifend etwa einmal pro Monat anbietet. Voller Temperament und mit sprühender Musikalität reißt sie die TeilnehmerInnen dieser Einheiten mit. Da singen Leute, denen es sonst unendlich schwer fällt, auch nur ein Wort zu sagen, gehen auch jene im Rhythmus mit, die sich sonst gerne zurückziehen und es öffnen sich Herzen in einer Weise, dass einem als Betrachter auch warm ums Herz wird. Ich bin überglücklich, dass wir über das Musikhaus Tinter in Währing den Kontakt zu Frau MMag. Ghoshal herstellen konnten. Schon beim Erstgespräch spürte ich die Qualität ihrer Arbeit und erahnte die Möglichkeiten. Jetzt nach so langer Zeit der Zusammenarbeit kann ich sagen, meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.

Schon beim letzten Autismusforum am 1.April begeisterte eine Gruppe mit Ausschnitten aus diesen Einheiten. Beim Lions-Arte Benefizkonzert am 17. Oktober 2017 im Palais Auersperg wird es wieder einen kurzen Beitrag geben. LINK zum Benefizkonzert.

MMag. Ghoshal erklärt die Zielsetzungen auf beeindruckende Weise: Es kann wohl als allgemein anerkannt gelten, dass Musik als nonverbales Kommunikationsmittel auf Empfinden, Vitalität, Gemüt und im ganzheitlichen Sinne auf Atmosphäre wirkt. Für mich als Musikpädagogin ist sie gerade deshalb besonders geeignet und attraktiv für die Arbeit mit autistischen Menschen.

Ich habe mir als Aufgabe gestellt, die Klienten zum Singen, Musizieren, Bewegen zur Musik und zum musikalischen Gestalten zu führen. Ich möchte sie zu lustbetonter musikalischer Betätigung anleiten und ihnen die Möglichkeit geben, Freude, Bereicherung und Anregung durch die Musik zu erfahren.

Es ist faszinierend zu beobachten, wie Musik verschiedener Stilrichtungen die ganze Gruppe vereint, wie sie das Gefühl der Gruppenzusammengehörigkeit stärkt und zum aktiven Umgang animiert. Jedes Mal bin ich beeindruckt, wie die Teilnehmer an unseren Workshops imstande sind, einerseits spontan und originell zu improvisieren und andererseits sich in eine Gruppenchoreographie einzubinden und sich dabei auch leiten zu lassen.

Eines der Hauptziele des Projektes ist die Steigerung der Aufmerksamkeit und der Übergang vom bloßen Hören zum aktiven Zuhören. Das führt zu einer immer intensiveren Entwicklung des musikalischen Dialogs, sowohl zwischen mir und der Gruppe als auch zwischen den Klienten. So gelingt es über die Musik, die Menschen zu öffnen und somit die Kommunikation zu fördern. Auf diese Weise wird das vorhandene Potenzial sichtbar und gibt mir Inspirationen zum weiteren Vorgehen.

Ich bin davon überzeugt, dass die entwickelten Kompetenzen und erlebten Erfahrungen, wie Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, der vielschichtigen Sinneswahrnehmungen, des Körperbewusstseins und der Koordination weit über den Musik-Workshop hinaus wirken. Ein ganz wichtiger Aspekt ist auch die Entwicklung des kooperativen Spielens und der sozialen Interaktion; somit lassen sich weitere funktionale erzieherische Folgen initiieren.

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MMag. Urszula Ghoshal  studierte am Konservatorium in ihrer Heimatstadt Lodz/Polen, Klavier und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Musiktheorie und Pädagogik. Seit 1989 lebt sie in Wien, wo sie Klavier und Musikerziehung unterrichtet. Ihre Leidenschaft für gemeinsames Musizieren überträgt sie auch auf die Arbeit mit Menschen mit besonderem Förderungsbedarf, mit denen sie ihre eigenen Musikprojekte realisiert.

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