Kleiner Verein unter Druck

Zunehmend geraten wir als kleiner Verein unter Druck. Es wird immer schwieriger, die hohen Anforderungen, die erwartet und verlangt werden und deren Erfüllung auch überprüft wird, zu erfüllen, wenn gleichzeitig die gewährten Mittel immer knapper werden. Mieten, Versicherungen, Energiekosten und Gehälter steigen deutlich über der Inflationsrate, die zugebilligten Mittel des FSW (Fonds Soziales Wien) aber schon seit einiger Zeit nicht.

Die Steigerung im relevanten Kollektivvertrag beträgt heuer 2,5 Prozent, zusammen mit den individuell vertraglich festgehaltenen Vorrückungen in den Gehaltsstufen wirkt sich das im Jahr 2018 mit etwa 3 Prozent aus. Der FSW erhöhte aber dieses Jahr die Tagsatzzahlungen nur um etwa 1 Prozent und hat für nächstes Jahr Ähnliches angekündigt.

Darüber hinaus haben wir immer mehr Verwaltungsaufwand zu leisten. Allein die Ausgaben im Zusammenhang mit den neuen Datenschutzbestimmungen sind schwer zu bewältigen. Zusätzliche Mittel für Beratung und technische Ausstattung werden dadurch gebunden. Den größten Teil unserer Ausgaben machen die Gehälter aus. Wir können die Kosten für Mieten nicht beeinflussen, jene für Versicherungen und Energie nur schwer. Somit bleibt uns nur, im Bereich Betreuung die notwendigen Einsparungen vorzunehmen.

Konkret bedeutet das, dass wir mit den von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellten Mittel immer weniger Betreuungsstunden finanzieren können. Schon immer waren die FSW-Gelder nicht kostendeckend. Daher sind Eigenbeiträge, Spenden und Erlöse aus Charity-Events immer wichtig gewesen. Je größer die Kluft zwischen gewährten Mitteln und nötigen Aufwendungen wird, umso mehr Druck wird erzeugt. Das hat Auswirkungen auf die Lage der BetreuerInnen – der Druck wächst, weil der Betreuungsschlüssel verändert werden muss – aber auch auf die Betreuten. Als direkte Folge dürfte es für intensiv zu betreuende Menschen immer schwieriger werden, einen geeigneten Platz zu finden. Unseren motivierten Plan, einen dritten Standort aufzubauen, mussten wir aufgeben.

Das ist aber nicht alles. Es werden heuer, so die Auskunft des FSW, keine weiteren Plätze bewilligt. Der Druck, der auf jenen lastet, die Betreuungsplätze suchen, wächst ebenfalls. Der Schulschluss naht, die Anfragen nehmen zu, viele stehen vor verschlossenen Türen. Es ist alles relativ und es kommt vor allem auf den eigenen Standpunkt an, von dem aus man etwas betrachtet. Dadurch verändert sich auch die erlebte Wirklichkeit. Diese Einsichten sind heute allgemein bekannt. Sparen müssen alle, auch das gilt. Die Überlegung, wie und wo sinnvoll zu sparen ist, gewinnt in Zeiten knapper Mittel für die Trägervereine im Behindertenbereich immer mehr Bedeutung. Denn generell steigen die Aufwendungen im sozialen Bereich um weit mehr als jenes eine Prozent, das uns gewährt wurde.

Es muss erlaubt sein, Fragen zu stellen und manches in Frage zu stellen. Peter Hacker hat einen neuen Platz im System eingenommen, das gibt ihm die Möglichkeit, die Dinge von einer anderen Warte zu sehen und müsste ihn dazu bringen, die Warte der Betroffenen einzunehmen. Er ist nun direkt auch jenen verantwortlich, die Hilfe suchen. Wie steht so schön am Eingang des Verwaltungsgebäudes des FSW: „Wir sind da, um für Sie da zu sein“. Das müsste jetzt erst recht gelten. Daran wollen wir erinnern.

Dr. Anton Diestelberger, Obmann
Rainman’s Home INTERN 2/2018

 

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