Bis vor kurzem wurde in der Fachliteratur die Meinung vertreten, dass für etwa vier bis fünf Kinder von 10.000 die Diagnose Autismus zu stellen wäre.
In jüngster Zeit wurde diese Angabe auf mindestens 20 pro 10.000 angehoben, derzeit wird sogar davon ausgegangen, dass ein Prozent der Bevölkerung zu den Betroffenen zu rechnen wäre. Das ergäbe ein Vielfaches der ursprünglich angenommenen Zahl, konkret eine Erhöhung von geschätzten 4.000 auf 80.000 Autisten in Österreich. Derzeit liegen diesen Angaben aber lediglich Hochrechnungen zugrunde. Eine der vier Forderungen, die wir nach Abschluss der erfolgreichen Öffentlichkeitskampagne „Light it Up Blue“ (erstmals 2014) in den Mittelpunkt stellen, ist daher die Durchführung einer wissenschaftlich exakten Erhebung, um daraus für Österreich relevante Schlüsse ziehen zu können.
Früher unterschied man bei der Diagnoseerstellung verschiedene Formen von Autismus, ausgehend vom Frühkindlichen Autismus (Kanner) bis zum Asperger-Syndrom. Die American Psychiatric Association hat im Mai 2013 nach mehr als zehnjähriger Forschungsarbeit die 5. Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) veröffentlicht. Trotz wiederholter Kritik an einigen Neuerungen gilt das DSM-5 als das neue Standardwerk für die Diagnostik in den relevanten Bereichen.
Das Asperger-Syndrom wurden im DSM-5 gemeinsam mit dem Autismus und ähnlichen Erscheinungsformen, die mit einer Veränderung in der sozialen Kommunikation und sozialen Interaktion verbunden sind, in der neuen Gruppe der so genannten Autismusspektrumsstörungen (engl. Autism Spectrum Disorders = ASD) zusammengefasst.
In Bezug auf die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wurden im DSM-5 einige Veränderungen bei den Diagnosekriterien durchgeführt. Unter anderem wurde das Erstmanifestationsalter von 7 Jahre (DSM-IV) auf 12 Jahre (DSM-5) angehoben. Darüber hinaus ist nach den Kriterien des DSM-5 auch eine Komorbidität der ADHS mit einer Autismusspektrumsstörung möglich.
Die Zahl der autistischen Kinder steigt, wofür unterschiedliche Erklärungen denkbar sind. Viele der betroffenen Kinder sind auch heute nicht diagnostiziert, besonders dann, wenn sie dem Bereich „Asperger“ zuzurechnen sind. Zur Diagnoseerstellung wird auf internationale Checklisten zurückgegriffen.
Autismus darf nur dann diagnostiziert werden, wenn ein Bündel von Symptomen gegeben ist. Laut Angaben der Checklisten sollte die Diagnose Autismus vor dem 30. Lebensmonat gestellt werden. Dennoch können auch ältere Autisten diagnostiziert werden, allerdings ist dieser Umstand dann speziell zu berücksichtigen.
Therese ZÖTTL und Anton DIESTELBERGER haben einen kurzen Fragebogen bzw Diagnosebogen (hier zum Download)entwickelt, der sich an einer Checkliste (DSM-IV) orientiert und durch seine Konkretheit das Augenmerk deutlich auf bestimmte Kriterien lenkt. Er kann Eltern und Lehrern helfen, zu einer „Verdachtsdiagnose“ zu gelangen. Eine endgültige Diagnoseerstellung muss jedoch von PsychologInnen oder ÄrztInnen vorgenommen werden.
Der Psychologe Simon BARON-COHEN und seine Kollegen am Cambridge Autism Research Centre haben einen Autismus-Spektrum Quotienten (oder AQ) als einen Maßstab des Ausmaßes autistischer Züge bei Erwachsenen entwickelt. Diesen Test finden Sie unter Autismus und Computer in unserer LINK-Sammlung. Auch dieser Test kann zu einer Verdachtsdiagnose führen.