Manche Menschen mit der Diagnose Autismus schaffen es, ein autonomes Leben zu führen, sich zu organisieren und das Leben zu planen. In irgendeiner Weise benötigen Menschen mit einer autistischen Wahrnehmung aber dennoch eine lebenslange Begleitung.

Je mehr Unterstützungsbedarf besteht, umso wichtiger sind passende Angebote und umso enger hat die Begleitung und Betreuung zu erfolgen. Das Streben nach größtmöglicher Autonomie ist zwar ein wichtiges therapeutisches Ziel, aber allzu rigorose Forderungen schaden oft mehr als sie nützen. Manche Aussagen in diesem Zusammenhang erscheinen geradezu irreführend. Es ist unmöglich, alle Menschen im ersten Arbeitsmarkt zu beschäftigen. Eine Wahlmöglichkeit kann es nur geben, wenn es Angebotsvielfalt gibt. Dennoch: Je mehr Autonomie, umso besser.

Die Ziele müssen realistisch sein.
Ruth Cohn: „Zu wenig geben ist Diebstahl – zu viel geben ist Mord!

Jeden kleinen Schritt in die richtige Richtung erachten wir für wesentlich. Dabei gilt es auch in diesem Bereich, den Faktor Zeit bewusst zu beachten, Zeit zu geben und sowohl sich selbst als auch den autistischen Menschen Zeit zu lassen. Eine komplexe Ganzheit ist in Teilschritte zu unterteilen und ihre Strukturen sollen sichtbar und bewusstgemacht werden.
Das Verbalisieren von Vorgängen und Handlungsabläufen unterstützt dabei die Autonomiebestrebungen ebenso wie graphische Darstellungen. Hilfestellungen bauen wir sehr behutsam ab. Wir verzichten eher auf das zu engagierte Ansteuern von raschen Autonomieschritten. Die Ziele sollen so gewählt werden, dass ein Scheitern an unerfüllbaren Aufgaben, einen Menschen in seiner Persönlichkeitsentwicklung nicht zurückwirft. In diesem Licht ist es auch zu verstehen, dass nur jene Menschen Aufgaben der Selbstvertretung übernehmen können, die dies auch wollen und wünschen. Das Nein-Sagen ist ein deutlicher Schritt der Autonomie, es zu akzeptieren oftmals nicht so einfach.