7. Autismusforum „Perspektiven“ im Catamaran (5. April 2019)

Der große Veranstaltungssaal im Obergeschoss des barrierefreien Seminar- und Veranstaltungszentrums Catamaran bot das adäquate Ambiente für die gelungene Veranstaltung. Über 230 TeilnehmerInnen waren von der Qualität des Gebotenen beeindruckt.

Kurt Shalaby, Schauspielausbildung am Brucknerkonservatorium in Linz und bekannt aus dem Fernsehen, hatte die Moderation übernommen, agierte schwungvoll und fand stets die passenden Worte bei den Ein- und Überleitungen.

Urszula Ghoshal eröffnete mit einer Gruppe Rainpeople voller Elan und Musikalität das Forum. Sie studierte am Konservatorium in ihrer Heimatstadt Lodz/Polen, Klavier und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Musiktheorie und Pädagogik, zudem ist sie promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin der Universität zu Lodz. Bei Rainman’s Home hat sie sich die Aufgabe gestellt, die KlientInnen zum Singen, Musizieren, Bewegen zur Musik und zum musikalischen Gestalten zu führen und ihnen dadurch die Möglichkeit zu geben, Freude, Bereicherung und Anregung durch die Musik zu erfahren. Wie sehr ihr das gelingt, bewies sie auch hier. Die Fröhlichkeit übertrug sich auf die ZuhörerInnen.

Germain Weber, Dekan der Fakultät für Psychologie an der Universität und seit 2004 Präsident der Lebenshilfe Österreich, eröffnete mit dem Hinweis auf die Bedeutung derartiger Treffen und beleuchtete die Entwicklung von Rainman’s Home. Er selbst beteiligt sich als fachlicher Ratgeber bei der Vorbereitung der Foren.

Anton Diestelberger, Obmann von Rainman’s Home, Heilpädagoge und selbst Vater eines autistischen Sohnes, zeigte die Wichtigkeit auf, unterschiedliche Warten einzunehmen und den Perspektivenwechsel zu vollziehen. Das Forum ist explizit interdisziplinär ausgerichtet, zudem hält er Autismus für ein zentrales Thema der Heilpädagogik.

Vortrag Diestelberger DOWNLOAD

Luise Poustka, Professur für Kinder– und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie an der Universität Göttingen, gehört zu den ambitioniertesten Forscherinnen auf dem Gebiet Autismus im deutschsprachigen Raum. Prägnant und verständlich gab sie einen Einblick in die momentanen Schwerpunkte der wissenschaftlichen Anstrengungen. Sie verglich unterschiedliche Zugänge und zeigte die Bedeutung evidenzbasierter Methoden auf. Ihre Dynamik und Begeisterung übertrug sich auf die Zuhörerschaft.

Anne Häußler, Dipl. Pädagogin mit zweijähriger Ausbildung an einem TEACCH-Zentrum in North-Carolina, hat zahlreiche Bücher zu diesem Thema veröffentlicht und kann als Wegbereiterin des TEACCH-Ansatzes im deutschen Sprachraum gesehen werden. Mit klaren Bildern und sehr strukturiert zeigt sie das Wesen dieser Methode, bei der es vor allem auf die Haltung der AnwenderInnen ankommt und die eine besondere Sichtweise darstellt.

Felix Brem, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, konnte nachdrücklich aufzeigen, die beste Interventionsform ist diejenige, die kritische Situationen vorausschauend vermeiden kann. Ernstnehmende Kommunikation, geeignete Lebensbedingungen und sinngebende Tätigkeiten sind einige der vorbeugenden Faktoren.

Vortrag Brem DOWNLOAD

Brigitte Rollett, Fakultät für Psychologie, Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit, Entwicklung und Förderung (Uni Wien), wissenschaftlicher Beirat von Rainman’s Home; sie kann als die Fachfrau in Wien und Österreich in Bezug auf die moderne Auseinandersetzung mit Autismus in unserem Land tituliert werden. Ihr großer Überblick und die Vielfalt ihrer Tätigkeiten machen sie zu einer besonderen Wissensvermittlerin. Sie sieht trotz der Fortschritte in manchen pädagogischen Bereichen nach wie vor eine Lücke zwischen dem Abschluss der Schulausbildung und einer den Kompetenzen der Betroffenen angepassten Überleitung in die Arbeitswelt. Sie zeigte auf, dass diese Probleme sowohl in den Arbeitsstellen auftreten, die für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung geschaffen wurden als auch in Betrieben, die sich erstmals entschieden,  derartige Arbeitsplätze einzurichten.

Vortrag Rollett DOWNLOAD

Ludo Vande Kerckkove zeigte in seinen überzeugenden Ausführungen, wie notwendig es ist, das Wesen der autistischen Menschen LESEN zu lernen, sie zu verstehen. Alle pädagogischen Maßnahmen sind nur daraus ableitbar. Seine Ausführungen stellten gleichsam eine Conclusio der Tagung dar. Auf der Grundlage des Perspektivenwechsels kann man sich eine breite Fülle pädagogischer Werkzeuge erarbeiten, die zudem wundervoll wirkungsvoll und von Wertschätzung den Anvertrauten gegenüber bestimmt sind. Es zeigte sich wieder, warum er schon bei einem vorangegangenen Forum so regen Zuspruch erhielt.

Im Rahmen des Forums präsentierte Elen Mayr-Vons aus Tirol die Squease-Weste und gab entsprechende Auskünfte. An einem gut bestückten Büchertisch wurde aktuelle Fachliteratur präsentiert. Viele Interessierte trugen gebündeltes Wissen nach Hause. Informiert wurde auch über den UMIT-Lehrgang in Hall in Tirol. Dieser Universitätslehrgang erstreckt sich über vier Semester und führt zum universitären Behindertenbegleiter.

Wir danken Herbert Pichler, Chancen-nutzen-Büro und Präsident des Österreichischen Behindertenrates, für die Begrüßungsworte und die Unterstützung bei der Durchführung des Forums. Die tolle Zusammenarbeit mit den Technikern im Catamaran und das feine Catering von pro mente Wien (Die Caterei)  ist ebenso herauszustreichen wie die ehrenamtliche Mithilfe von engagierten Damen aus dem Team um Traude Weber. Wir bedanken uns nicht nur bei der Volksbank NÖ für die Unterstützung, sondern auch bei allen TeilnehmerInnen für ihr Kommen.

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FORUMSBEITRÄGE auf der Homepage: Wir werden all jene Beiträge ins Netz stellen, für die wir die Freigabe der ReferentInnen erhielten, bzw. wird Luise Poustka eine Mailadresse bekanntgeben. Dort kann man die Fakten des Vortrages erhalten.

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