Ein schwieriger Balanceakt

Immer mehr spüren wir, dass die Zahl derer steigt, die in Not sind; besonders jene, die die immer rigoroseren Anforderungen der Gesellschaft nicht erfüllen können. Die sozialen Budgets werden auf den ersten Blick zwar nicht geringer, aber sie steigen nicht im gleichen Maße wie die lebensnotwendigen Ausgaben. Mit den verfügbaren Mitteln kann immer weniger gekauft werden.

Die Bevölkerungszahl steigt, ganz besonders in Wien. So wird auch die Zahl derer immer größer, die Hilfe suchen und Unterstützung benötigen. Wenn die, die Hilfe brauchen, mehr werden, bleibt für die oder den EinzelnEn weniger, es sei denn, die zur Verfügung gestellten Mittel steigen im gleichen Maße. Dem ist aber leider nicht so.

Schon letztes Jahr wurde uns seitens der öffentlichen Hand vom Fonds Soziales Wien (FSW) angekündigt, dass 2018 abermals mit einer Untervalorisierung der Tagsätze zu rechnen ist. Doch die Gehälter unserer MitarbeiterInnen steigen laut Kollektivvertrag, die Mieten werden erhöht, die Energiekosten und Versicherungsprämien ebenso. Die Zahlungen des FSW hinken hinterher, die Kluft zwischen den zu erbringenden Leistungen und den verfügbaren Mitteln wird größer. Schon in den letzten Jahren konnten wir notwendige größere Investitionen nur durch zusätzliche Projektförderungen und Spenden finanzieren. Die MitarbeiterInnen des FSW schätzen unsere Arbeit, so erfahren wir in den Gesprächen, aber im Budget sind nicht mehr Mittel eingeplant. Erschwerend kommt dazu, dass uns immer mehr Verwaltung übertragen wird: Alle Mobilitätsaktionen sind zu organisieren und dokumentieren. Die Geburtsdaten der SpenderInnen sind zu erfassen und Spenden gemäß neuer Richtlinien an das Finanzamt zu melden. Dazu kommen neue gesetzliche Bedingungen im Bereich des Datenschutzes.

Immer mehr Verwaltung, ein ständig steigender Ressourcenaufwand –  das ist kein Bürokratieabbau, von dem seit Jahren gesprochen wird. Der Anteil für die direkte Betreuungszeit schrumpft auf diese Weise. Gleichzeitig wenden sich gerade jetzt so viele hilfesuchende Menschen wie noch nie an uns.

Im Herbst waren wir hoffnungsvoll, in den nächsten Jahren eine Erweiterung starten zu können. Fast schien es, ein „Planetenfenster“ hätte sich geöffnet, so tolle Pläne lagen vor uns. Doch unter den angekündigten Umständen lässt sich ein weiterer Standort, der auch eine deutliche Personalaufstockung mit sich gebracht hätte, nicht finanzieren. Viele Eltern und Betroffene suchen weiter verzweifelt nach geeigneten Plätzen, manche jahrelang.

Welche Möglichkeiten bleiben, Rainman’s Home weiter zu entwickeln? Welche Visionen erscheinen?

Welche Möglichkeiten bleiben, Rainman’s Home weiter zu entwickeln? Welche Visionen erscheinen? Von allen Faktoren können wir nur die Personalkosten beeinflussen. Durch weniger Personal verändert sich natürlich die Betreuungssituation für die KlientInnen, aber auch die Arbeitssituation wird immer drückender. Das kann doch nicht unser Ziel sein! Auf welche „Modelle“ müssen wir zurückgreifen, um Kosten einzusparen? Auf jeden Fall bedeutet es eine Verschlechterung der Betreuungs- und Arbeitssituation. Was hilft es uns und den suchenden Betroffenen, wenn wir zwar prinzipiell auch schwierige Betreuungssituationen meistern könnten, aber derzeit gar keine neuen Betreuungsplätze schaffen können?

Wir wissen heute, dass besonders beim Umgang mit autistischen Menschen ein hohes Maß an fachlichem Können erforderlich ist. In keinem anderen Bereich der Pädagogik bedarf es so dermaßen individuell gestalteter Rahmenbedingungen, nirgends sonst muss aus einer Vielzahl methodischer Ansätze so zielgerichtet und wissend das Geeignete gefunden und zu einem förderlichen Ganzen gefügt werden. Je besser der Umgang, das Treatment, umso mehr Erfolge stellen sich ein. Dadurch werden eskalierende Phasen im Vorhinein abgewandt, Aufenthalte in Krisenzentren bleiben erspart und der Medikamenteneinsatz wird gering gehalten.

Wir wissen nicht, wie lange wir den Status Quo aufrecht erhalten können. Wir hoffen, dass es zu einer Änderung in der Haltung der Handelnden und im Zustand der öffentlichen Strukturen kommt. Der weitere Ausbau bei Rainman`s Home kann jedenfalls nunmehr bestenfalls nur in ganz kleinen Schritten erfolgen. Es sei denn, die Rahmenbedingungen ändern sich.

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