Am 16. Oktober 2009 fand in der Arena 21 im Wiener Museumsquartier das 3. Autismusforum zum Thema Früherkennung und Frühförderung, veranstaltet vom Forschungsverein Rainman’s Home, statt . Gemeinsam mit führenden internationalen Wissenschaftern aus Medizin, Pädagogik und Psychologie und über 200 TeilnehmerInnen wurde die „NOT-wendige“ Interdisziplinarität in der Autismusforschung und im Leben mit Betroffenen erörtert.
„Ziel des Forums ist, unterschiedliche Erfahrungen in der Therapie, Behandlung und Intervention auf dem Gebiet Autismus zu vernetzen und mit neuen Betreuungskonzepten und einem vertieften Verstehen autistischen Menschen Chancen auf ein würdiges Leben in unserer Gesellschaft einzuräumen“, betont Dr. Anton Diestelberger, Obmann des Forschungsvereins und der Tagesbetreuungsstätte Rainman’s Home, vor allem aber auch Vater eines autistischen Sohnes.
Zahl der Betroffenen steigt
Rechnet man die in der Literatur angegebenen Zahlen hoch, ist davon auszugehen, dass über 50.000 Menschen in Österreich an einer Störung, die dem Autismus-Spektrum zuzurechnen ist, leiden. Das Erfolgsrezept im Umgang mit autistischen Menschen beruht auf einem Gesamtkonzept, das medizinische, psychologische und pädagogische Aspekte vereint. Dabei kommt einer frühen Diagnoseerstellung große Bedeutung bei. Allerdings muss aus der Diagnose eine Verstehensdiagnose erwachsen. Die Ursachen für das „Phänomen Autismus“ sind nach wie vor unerforscht.
Ganzheitliche Konzepte sind gefragt
Nur wer die speziellen Merkmale des autistischen Seins erkennt und zu verstehen lernt, kann erfolgreich mit Menschen arbeiten, die mit Störungen arbeiten müssen, die dem Autismus-Spektrum zuzuordnen sind. Daher ist Früherkennung und Frühförderung von weitreichender Bedeutung. Unter diesem Motto präsentierte sich das 3. Autismusforum am 16. Oktober. Im Rahmen des Forums mit Workshopcharakter beleuchteten Experten aus unterschiedlichen Disziplinen Bereiche der Arbeit mit diesen speziellen Menschen. Brigitte Rollett verglich in ihrem Vortrag den Verlauf der frühen Entwicklung gesunder Kinder im Vergleich zur Entwicklung autistischer Kinder und betonte die Bedeutung der frühen Förderung der betroffenen Kinder durch nahe stehende Bezugspersonen, vor allem der Eltern. Fritz Poustka stellte die derzeit international am häufigsten angewandten Diagnoseverfahren vor, Therese Zöttl stellte in ihren besonders beachteten Darstellungen die zentralen Aspekte vor, die pädagogische Arbeit erfolgreich machen und daher die Grundlage jeder pädagogischen Tätigkeit mit Menschen mit speziellen Bedürfnissen darstellen. Monika Lang stellte einfühlsam die Situation der betroffenen Familien dar. Lawrence Scahill von der Yale-Universität präsentierte medizinische Forschungsergebnisse, die deutlich zeigen, dass Medikamenteinsatz (Risperdol) durch paralleles Elterntraining und adäquaten Methodeneinsatz erst eine langfristige Wirkung entwickelt. In den Workshopveranstaltungen beeindruckte Anton Diestelberger, der den Aspekt der Betroffenheit beleuchtete und die Situation der Eltern mit einfühlsamen Darstellungen verdeutlichte. Das konzeptgeleitete Handeln führt vermehrt zu Erfolgen und letztendlich zu einer Art von Befreiung in vielerlei Hinsicht.
In Erinnerung bleibende Aussagen kamen vor allem von Therese Zöttl: Autisten sind keine Selbstlerner, sie haben Schwierigkeiten, Anfang und Ende zu finden, Neues kann ihnen Angst einflößen und daher dürfen sie nicht einfach damit konfrontiert, sondern dazu geradezu verführt werden.
Die bewusste Verknüpfung von Theorie und Praxis, wie sie besonders von Therese Zöttl, Monika Lang und Anton Diestelberger präsentiert wurde, beeindruckte die Teilnehmer am nachhaltigsten. Vielfach wurde der Wunsch geäußert, diesen Aspekten in den folgenden Foren verstärkt Augenmerk zu schenken.
Moderiert wurde das Symposium von dem renommierten österreichischen Neurologen und Psychiater Georg Spiel.
Hinweis:
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